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Wie Sie Ihrem Azubi richtig Feedback geben

Dem Azubi richtig Feedback geben zu können, ist das A und O.

Als Ausbilder ist es schließlich Ihre Aufgabe, den Azubi zu formen. Und um aus dem ungeschliffenen Diamanten einen hochwertigen Edelstein werden zu lassen, braucht es nun einmal viel Entwicklung. Das geht am leichtesten über Feedback. Konstruktiv sollte dieses sein – so viel ist oft klar. Doch wie verhält es sich mit den Anteilen von Lob und Tadel? Was genau ist eigentlich konstruktiv?

In diesem Beitrag habe ich mich dem Thema angenommen, das gleichermaßen spannend und wichtig ist. Erfahren Sie nun also, wie Sie Ihrem Azubi richtig Feedback geben!

Wieso Feedbacks so oft im falschen Hals landen

Schauen wir zuerst auf den „worst case“. Sie haben sich über Ihren Azubi geärgert. Das kommt vor. Er oder sie ist noch jung und macht alleine schon wegen des Erfahrungsnachteils mehr Fehler als ein reiferer Mitarbeiter.

Selbstverständlich ist es nun aber unabdingbar, dass Sie mit dem Azubi nun aber in den Dialog treten. Sie müssen ihm nicht nur mitteilen, dass er etwas falsch gemacht hat, sondern auch, worin genau sein Fehler, bzw. seine Fehler bestanden haben.

Wieso ein von unerfahrenen Ausbildern gegebenenes Feedback oft im falschen Hals landet, liegt darin, dass menschliches Handeln selten frei von Emotionen ist und nur in ganz großen Ausnahmesituationen völlig objektiv bewertet werden kann.

Ausbilder sind auch nur Menschen, aber den Azubi vor versammelter Mannschaft herunterzuputzen, wird ihn nicht für die Zukunft stärken, sondern ihn nur noch mehr verunsichern.

Davon abgesehen sind Aussagen wie „du bist faul“ rein subjektiv und lassen sich nicht final beweisen. Faulheit ist einfach ein dehnbarer Begriff. Der Frühaufsteher findet jeden Menschen faul, der nicht spätestens um 7:00 Uhr morgens auf den Beinen ist. Der in Vollzeit arbeitende Angestellte findet vielleicht den Lehrer faul, der in seinen Augen das halbe Jahr freihat. Der Lehrer wiederum findet den Hartz4-Empfänger faul, der sich angeblich nicht genug um einen Job bemüht. Und der Hartz4-Empfänger wiederum findet die Asylbewerber faul, die sich keine ausreichenden Deutschkenntnisse aneignen wollen.

Eine recht vereinfachte Ausführung, aber sie zeigt, dass alle Botschaften, die im Feedback gegeben werden können, rein subjektiv sind. Ist der Azubi also der Meinung, nicht faul zu sein, so wird es niemals eine Einigung geben können. Stattdessen wird er vielleicht irgendwann denken, er könne es Ihnen sowieso niemals recht machen, und das Feedback landet dermaßen im falschen Hals, dass er zukünftig tatsächlich sein Engagement eher zurückfährt, als es auszubauen.

Kurzum: Für das Geben von konstruktivem Feedback gibt es ein paar Regeln. Sieben dieser Leitsätze zum richtig Feedback geben möchte ich ihnen gerne nun zeigen.

Richtig Feedback geben – Regel #1: Ich-Botschaften

Bleiben wir kurz bei meinem Beispiel mit dem knappen Feedback „du bist faul“. Es könnte auch heißen „du bist den Kunden gegenüber zu unfreundlich“ oder „du siehst immer so gelangweilt aus“. Das Ergebnis bleibt das gleiche: Anstatt ein Feedback, also eine Rückmeldung, zu geben, handelt es sich um einen Vorwurf.

Genau das ist auch das Problem. Vorwürfe will keiner von uns gerne stehen lassen. Das führt dazu, dass alles, was Sie ab jetzt sagen, auf taube Ohren stößt. Der Azubi möchte dagegen argumentieren, möchte sich wehren. Und wie eben erwähnt, wird eine Einigung nicht möglich sein, da jeder unterschiedliche Maßstäbe in puncto Fleiß, Freundlichkeit oder Anteilnahme ansetzt.
Umso wichtiger ist es, dass Sie solche vermeintlich vorwurfsvollen Feedbacks in Ich-Botschaften verpacken. Anstatt „du bist den Kunden gegenüber zu unfreundlich“ also sagen: „Ich empfinde es so, dass du den Kunden gegenüber unfreundlich bist.“

Der kleine, aber feine Unterschied besteht nun darin: Der Azubi kann immer noch dagegen argumentieren. Er kann immer noch sagen, dass er sich selbst als freundlich genug empfindet. Aber: Er kann nicht sagen „Das stimmt nicht“, weil sie ihm ganz konkret Ihre Meinung gespiegelt haben. Sie haben ausgesprochen, was Sie empfinden, was Sie beobachtet haben. Und in einer solchen Ich-Botschaft wird das immer Bestand haben.

Ab hier besteht also die große Chance, dem Azubi aufzuzeigen, wieso Sie ihn so wahrgenommen haben. Und das geht mit Regel Nummer zwei:

Richtig Feedback geben – Regel #2: Konkrete Beispiele

Irgendwie müssen Sie zu Ihrer Einschätzung gekommen sein. Seien Sie also ehrlich und benennen Sie dem Azubi gegenüber die konkrete Situation. Das funktioniert am besten, indem Sie sich im Vorfeld auf die Feedbacks vorbereiten, um dann in der Situation auch konkret werden zu können.

Auch vermeiden Sie dadurch das Geben von unnötigen Feedbacks. Hatte Ihr Azubi vielleicht ein einziges Mal einen schlechten Tag und hat einen bestimmten Kunden nicht so behandelt, wie Sie sich das vorgestellt haben, war es jedoch ein absoluter Einzelfall, so können Sie das beiläufig sicher mal ansprechen. Jedoch ist hierzu gewiss kein allzu großes Fass aufzumachen, sofern Ihr Schützling keine Grenzen überschritten hat.

Beobachten Sie das Verhalten aber mehrfach, so platzieren Sie Beispiele: „Ich habe Dich im Umgang mit den Kunden ein paar Mal unfreundlich erlebt. Zum Beispiel, als der alte Mann heute Morgen die gleiche Frage drei Mal gestellt hat. Da hat es auf mich sehr genervt gewirkt. Ähnlich war es vor zwei Wochen schon einmal mit der Frau xyz.“

Haben Sie beobachtet, wie ich den Vorwurf, der Azubi habe in der Situation genervt gewirkt, ebenfalls in eine Ich-Botschaft verpackt habe? Wie Sie merken, bauen die Regeln aufeinander auf. Also weiter zu Nummer drei.

Richtig Feedback geben – Regel #3: Verbesserungsvorschläge

Nachdem Sie dem Azubi nun Ihre Beobachtungen benannt haben und konkrete Beispiele auf den Tisch gekommen sind, geht es darum, ihm im gleichen Atemzug Verbesserungsvorschläge zu machen. Erst das ist konstruktiv.

Wenn nämlich der Azubi so lange im „Trial and Error“-Verfahren selbst versucht, zu erarbeiten, wie man sich richtig zu verhalten hat, wird es unweigerlich viel mehr Fehler geben, als wenn Sie ihm gleich bei dem ersten Fehler zeigen, warum es falsch war, und wie es richtig geht.

Fügen Sie bei unserem Beispiel also hinzu: „Ich weiß, dass es nervig ist, aber der Mann ist ein Kunde. Bitte stehe ihm so lange freundlich Rede und Antwort, bis er zufrieden ist.“

Wie Sie Ihrem Azubi richtig Feedback geben
© contrastwerkstatt, Fotolia.de

Richtig Feedback geben – Regel #4: Möglichkeiten zur Rückmeldung

Wenn Sie Ihr Feedback auf die bisher erarbeitete Weise vortragen, wird der Azubi wenig Möglichkeiten haben, das Feedback misszuverstehen oder gar in den falschen Hals zu bekommen. Dennoch wird er vielleicht gerne etwas dazu sagen wollen. Räumen Sie ihm diese Möglichkeit also ein.

Ein einfaches „Wie siehst du das?“ reicht dabei schon vollkommen aus.

Richtig Feedback geben – Regel #5: Den Rahmen wahren

Um richtig Feedback geben zu können, sollte auch der Rahmen stimmen. Azubis sind in der Regel sehr junge Menschen mit all den altersbedingten Unsicherheiten. Die Pubertät ist noch nicht allzu lange her und das Selbstwertgefühl dementsprechend noch nicht gefestigt.

Geben Sie deshalb das Feedback – so konstruktiv es auch sein mag – immer in persönlichen Gesprächen, indem Sie den Azubi beiseite nehmen. Andernfalls könnte Ihr Azubi von seinen Kollegen/-innen wegen Ihres Feedbacks vor der Gruppe ständig gehänselt werden – erst recht, wenn es mit (harten) Vorwürfen der Faulheit / Unfreundlichkeit etc. einhergeht.

Nicht selten sind schlecht vorgetragene Feedbacks, die den Azubi vor der gesamten Gruppe das Gesicht haben verlieren lassen, Ausgangspunkt von abgebrochenen Ausbildungen. Nehmen Sie Ihre Verantwortung dazu also bitte ernst!

Richtig Feedback geben – Regel #6: Das Positive nicht vergessen

Im schwäbischen Raum existiert das unsägliche Sprichwort: „Ned gschompfa isch globt gnuag“. Bedeutet so viel wie: Nicht geschimpft ist gelobt genug. Quasi ein Plädoyer für weniger Lobeshymnen.

Manche Ausbilder mögen tatsächlich mit der „Mich lobt ja auch keiner…“-Einstellung an solche Feedbacks herangehen, aber sind wir mal ganz ehrlich: Wer hört nicht gerne, dass er eine Sache gut gemacht hat? Wer wird nicht gerne gelobt? Wer bekommt nicht gerne ein Kompliment dafür?

Nicht falsch verstehen, ich will hier keineswegs ein Gegenplädoyer für mehr Lob am Arbeitsplatz halten. Aber: das Positive darf nicht vergessen werden! Und gerade beim richtig Feedback geben kann ein gut platziertes Lob am Anfang ein echter Ohrenöffner werden.

Warum fangen Sie also das Gespräch nicht an, indem Sie sich eine Sache – möglichst ebenfalls mit konkretem Beispiel – herauspicken, wo Sie Ihre Freude darüber zum Ausdruck bringen, wie gut der Azubi es gemacht hat. Erstens ist das Lob nicht nur genauso konstruktiv wie der Tadel, weil der Azubi dadurch ja in diesem Punkt seines Handelns bestärkt wird, und zweitens ist ein nun folgendes Feedback, das problematischere Punkte anspricht, zusätzlich relativiert.

Es wirkt dann gleich wie ein „Vieles ist schon echt super, nur diese eine Sache müssen wir noch in den Griff kriegen“. Eine gute Ausgangsbasis für die gemeinsame Weiterentwicklung.

Richtig Feedback geben – Regel #7: Die goldene Regel

Last, but not least, möchte ich Sie an den als „goldene Regel“ bekannten kategorischen Imperativ von Kant erinnern, der sich gerne auch ganz stark vereinfacht als ein „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu“ übersetzen lässt.

Soll in unserem Fall heißen: Verpacken und geben Sie Ihr Feedback auf eine solche Weise, dass Sie es auch selbst nicht in den falschen Hals bekommen würden, sondern als konstruktive Rückmeldung annehmen könnten!

Fazit

In diesem Beitrag habe ich mich mit der Frage auseinandergesetzt, wie man seinen Azubis richtig Feedback gibt. Was dabei aber für die Schützlinge am Arbeitsplatz gilt, das gilt im gleichen Maße auch für die Partnerin, den Ehemann, die beste Freundin, die eigenen Eltern oder den Nachwuchs: Damit Feedback richtig ankommt und die Möglichkeit besteht, angenommen zu werden, muss es in einer angemessenen Form vorgetragen werden, die ich Ihnen hier gezeigt habe und die sich auf alle Lebenssituationen übertragen lässt.

Auf Ihrem Weg zum Ausbilder werden Sie darüber hinaus nicht alleine gelassen, denn wie man richtiges Feedback gibt, ist mitunter auch ein Lerninhalt auf dem Weg zum Ausbilderschein, wenn Ihnen beigebracht wird, wie eine Ausbildung fachgerecht betreut wird.

Abschließend möchte ich Sie noch auf ein paar inhaltlich nahe Blogbeiträge verweisen:

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